Mit Zuversicht fuhr die 1. Mannschaft der Schachfreunde Nabern nach Geislingen zum Gastspiel. Wie am letzten Spieltag waren die Vorzeichen die gleichen: Auch die 1. Mannschaft des SV Geislingen braucht nach zwei Niederlagen einen Sieg in diesem Kellerduell und tritt fest entschlossen an.
Fortuna war zunächst auf Naberns Seite mit dem ersten Sieg auf Brett 8. Christoph Kandler spielte gegen den Jugendspieler Heermann damenindisch. Kandler rochierte ungleich und wurde am Damenflügel angegriffen. Er gewann jedoch bei der Abwehr Qualität, später weiter Material und damit die Partie. Karl-Heinz Ilzhöfer (5) wich in der Sweschnikow-Variante gegen Neuwirth schnell von den Hauptzügen ab und griff am Königsflügel an. Um den Angriff zu realisieren ließ er die Rochade aus und blieb im Zentrum. Der Angriff wurde mit einem Figurengewinn und Gewinn der Partie belohnt.
Mit einem 2:0-Vorsprung und guter Entwicklung auf den meisten Brettern schien der heutige Tag ein guter zu werden. Doch plötzlich rollte bei Günter Keller (3) eine schwarze Bauernwalze auf seinen Königsflügel und riss diesen auf. Ströhle hatte ihm ein Lettisches Gambit vorgesetzt. Bis in das Mittelspiel war es lange ausgeglichen gewesen. Keller hatte keine Möglichkeit die Stellung zu knacken. In Zeitnot wurde Keller matt gesetzt. Gegen die nominell übermächtige Gegnerin Kathrin Schiffmann hielt Thomas Köhler (7) lange die Stellung. Die Damengambit-Variante wurde solide gespielt und ins späte Mittelspiel mit einem Minusbauern überführt. Die Gegnerin brach in die Stellung über die Grundreihe und den starken Fianchetto ein und gewann die Partie. Martin Vogel dagegen überzeugte am Spitzenbrett auf der ganzen Linie. In der spanischen Partie presste Vogel sein Gegner Sebastian Schiffmann schnell in die Verteidigung, indem er für einen Minusbauern dynamische Aktivität der Figuren erwarb. Mit einem Angriff auf die d- und e-Linie sowie einem weit vorgerückten Bauer, war der Sieg sicher. Gerade als nach dem Ausgleich erste Zweifel aufkamen, verbreitete Vogel mit dem 3:2 und seiner nervenstarken Spielweise in Zeitnot wieder Zuversicht.
Karl Moll (4) bekam gegen Fleischerin einen c3-Alapin-Sizilianer vorgespielt und erwiderte raffiniert. Die Folge war erschwerte schwarze Entwicklung. Unter Qualitätsverlust gegen Mehrbauern eroberte sich Fleischerin das Mittelfeld um den Bauern d5. In Folge konnte sich Moll der Einengung durch Turm und Läuferpaar nicht mehr erwehren und gab auf. Cuong Tran (2) verlor schon früh in der Caro-Kann-Verteidigung gegen Kohn durch Unachtsamkeit einen Bauern und versuchte lange die Stellung auszugleichen. In löchriger Struktur und dem damit begünstigten Schwerfiguren-Mittelspiel ergaben sich Chancen auf beiden Seiten. Beide Könige wurden über das Brett gejagt und waren sehr gefährdet, wobei Tran in dieser komplexen Lage mit einem unbedachten Zug verlor.
Bei einem völligen überraschenden Zwischenstand von 3:4 wurde nun voller Spannung auf Brett 6 geschaut, wo Stiefelmeyer gezwungen war zu gewinnen: In der Nimzowitsch-Verteidigung war die Partie von Michael Stiefelmeyer gegen Köder lange ausgeglichen. Durch Stellungskämpfe wurde sie vom Mittel- ins Endspiel überführt ohne einen Vorteil für einen der Kontrahenten. Als zuerst Stiefelmeyer den gedeckten Freibauern erwarb, ergab sich mit einem angebotenen Damentausch die vielleicht einzige Gewinnchance. Köder muss es bemerkt haben und verwandelte seinerseits einen gedeckten Freibauern. Alle nun folgenden Gegenüberstellungen in diesem Damenendspiel waren ohne Wirkung. Beide einigten sich auf Remis. Nabern verlor knapp und unglücklich.
Am 12.11.17 empfängt Nabern 1 die 1. Mannschaft aus Wendlingen zu Hause.
Geislingen, 22.10.2017, cu/ck